Das Element des Lebens: Wasserprüfungen im Fokus
Was machen eigentlich Wasserlabore? In diesem Beitrag gehen wir dieser Frage nach und stellen vier Fragen an Astrid Hackenesch-Rump von den Berliner Wasserbetrieben.
Egal ob zum Trinken, zur Lebensmittelerzeugung, zur Reinigung oder Kühlung: Die Einsatzzwecke und -orte von Wasser sind vielfältig. Entsprechend breit ist das Spektrum an Prüfdienstleistungen, die spezialisierte Wasserlabore rund um das kühle Nass anbieten.
Mikrobiologische Analysen
Ein großer Teil von Wasserbeprobungen dient der Prüfung auf Mikroorganismen wie Bakterien. Ein prominentes Beispiel sind Legionellen: ein Bakterienstamm, der, wenn eingeatmet, eine Lungenentzündung auslösen kann, und der sich in stehendem Wasser bei Temperaturen von 25°C bis 40°C schnell vermehrt. Da dies in Wasserleitungen, etwa von Krankenhäusern, Schulen, Hotels oder Wohnhäusern, unter bestimmten Umständen passieren kann, sind in vielen Ländern vom Gesetzgeber turnusmäßige Beprobungen vorgesehen. Dabei werden Wasserproben aus verschiedenen Entnahmestellen im Gebäude entnommen und anschließend im Labor untersucht. Für die Zählung kommt die Norm DIN EN ISO 11731 (Wasserbeschaffenheit - Zählung von Legionellen) zur Anwendung. Gängige Nachweismethoden für Legionellen sind der fluoreszenzmikroskopische Nachweis, bei dem die Bakterien durch fluoreszenzmarkierte Antikörper sichtbar gemacht werden, oder die Anzucht von sichtbaren Kolonien auf speziellen Nährböden. Weitere gängige mikrobiologische Prüfungen dienen dem Nachweis von Enterokokken (DIN EN ISO 7899) oder Kolibakterien (EN ISO 9308), die auf eine Kontamination des Wassers mit Fäkalien hindeuten.
Toxikologische Untersuchung von Abwasserproben
Eine andere wichtige Art von Wasserprüfungen sind Toxizitätstests, bei denen geprüft wird, wie schädlich sich eine Wasserprobe auf Organismen auswirkt, abhängig von der Schadstoffkonzentration. Solche Prüfungen werden vor allem für Abwasserproben verwendet. Gängige Verfahren sind dabei zum Beispiel der Leuchtbakterientest (DIN EN ISO 11348-2 L34), bei denen Bakterien der Art Vibrio fischeri eingesetzt werden, die bei normal funktionierendem Stoffwechsel leuchten. Je stärker das Leuchten nach Kontakt mit der Probe nachlässt, desto höher die Toxizität. Eine andere häufig angewandte Prüfung ist der Daphnientest (DIN 38412-L30), bei dem die Beweglichkeit von Kleinkrebsen als Indikator für die Toxizität verwendet wird. Beim Fischeitest (DIN EN ISO 15088) wiederum werden Fischeier des Zebrabärblings in Kontakt mit der Probe gebracht, um anschließend unter dem Mikroskop zu beobachten, wie viele Eier sich ohne Beeinträchtigungen weiterentwickeln.
Bestimmung einzelner Inhaltsstoffe
Darüber hinaus bieten Wasserlabore eine große Bandbreite an Nachweisverfahren für einzelne Stoffe, die z.B. aus gesundheitlichen Gründen relevant sein können. Beispiele sind Quecksilber, das mittels Atomfluoreszenzspektrometrie nachgewiesen werden kann (DIN EN ISO 17852), oder Aluminium, das sich mittels Atomabsorptionsspektrometrie bestimmen lässt (DIN EN ISO 12020). Auch für den Nachweis von Phosphor, Cyaniden, Blei und anderen Stoffen existiert eine Vielzahl von Prüfverfahren.
Vier Fragen an Astrid Hackenesch-Rump von den Berliner Wasserbetrieben (BWB)
Welche Proben werden im Wasserlabor der BWB am häufigsten untersucht?
Der Großteil aller Proben, die in unserem Labor untersucht werden, kommt von den Berliner Wasserbetrieben selbst. Von diesen rund 63.000 Proben entfallen etwa zwei Drittel auf Abwasserproben, die an den über 200.000 Einstiegsschächten des 9.700 km umfassenden Berliner Abwasserkanalnetzes entnommen werden.
Welche weniger alltäglichen Prüfungen gab es schon in Ihrem Labor?
In den vergangenen Jahren kam es vereinzelt vor, dass wir in Proben aus Berliner Gewässern wie dem Tegeler See das von bestimmten Blaualgen produzierte Gift Anatoxin-a nachweisen konnten. Da dieses Gift für Hunde, die Wasser aus dem See trinken, tödlich sein kann, ist es sehr wichtig, im Verdachtsfall durch Sonderbeprobungen erhöhte Konzentrationen des Toxins frühzeitig feststellen zu können.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für Wasserlabore?
Neben der klassischen Target-Analytik, bei der Wasserproben auf Rückstände bestimmter Stoffe untersucht werden, gewinnt auch die Non-Target-Analytik immer weiter an Bedeutung. Dabei werden Proben, etwa mittels Flüssigchromatographie in Verbindung mit Massenspektrometrie (LC-MS), auf unbekannte Stoffe hin analysiert. Eine Herausforderung besteht anschließend darin, das Untersuchungsergebnis, dass sich aus den gefundenen Substanzen ergibt, zu bewerten, und zusammen mit relevanten Akteuren, etwa dem Umweltbundesamt, die passenden Konsequenzen zu ziehen. Die Arzneimittelentwicklung ist ein Beispiel, bei dem die Untersuchung diverser Rückstände eine große Rolle spielt.
Welche Trends beobachten Sie im Bereich Wasserprüfungen?
Immer mehr Endverbraucher erkundigen sich bei uns nach Blei-Analysen, die wir für Haushalte mit schwangeren Frauen oder Säuglingen im Alter von bis zu zwölf Monaten inzwischen kostenlos anbieten. Dass sich auch heute noch in so vielen Berliner Gebäuden Bleirohre finden, hat uns in dieser Dimension zuletzt überrascht.
Das passende Wasserlabor finden
Wie findet man ein Wasserlabor, das die richtigen Akkreditierungen und sonstigen Voraussetzungen für einen spezifischen Prüfauftrag mitbringt? Kostenlose Online-Suchplattformen wie testxchange können hier helfen und Zeit bei der Suche, der Auswahl und bei der Kommunikation mit dem Labor sparen. Wenn Sie aktuell ein Labor suchen, probieren Sie es gleich einmal aus!