Zulassungen für Produkte mit Funkmodulen in Europa und Nordamerika
Sowohl für Endverbraucher als auch für Unternehmen befinden sich immer mehr Produkte mit kabelloser Verbindungstechnologie in Entwicklung. Was müssen Hersteller bei der Markteinführung in der EU, in den USA und in Kanada jeweils beachten?
Egal ob Smartphones, Smart-Home-Haushaltsgeräte, Fahrzeuge mit GPS oder vernetzte Maschinen in diversen Industrieumgebungen: Immer mehr Produkte nutzen eingebaute Funkmodule, um drahtlos mit anderen Geräten zu kommunizieren und auf diese Weise eine Vielzahl von Aufgaben noch schneller, mobiler und besser lösen zu können. Sowohl in der EU als auch in Nordamerika müssen Hersteller die Konformität mit bestimmten Regularien beachten, um ihre Wireless-Produkte legal verkaufen zu können. Dabei unterscheiden sich die Anforderungen im europäischen und im nordamerikanischen Markt.
Anforderungen für Funkmodule in der Europäischen Union (EU)
In der EU müssen Funkprodukte mit verschiedenen Richtlinien konform sein, speziell mit der EMV-Richtlinie und der Funkanlagenrichtlinie (RED). Hierfür gibt es technische Grundanforderungen.
Funkmodule, die in Funkprodukten verbaut sind, müssen mit den relevanten Richtlinien konform und vom Modulhersteller entsprechend der Richtlinien gekennzeichnet und mit der CE-Kennzeichnung versehen worden sein. Es reicht also nicht, dass nur das finale Funkprodukt über eine CE-Kennzeichnung verfügt. Das verbaute Modul muss über eine eigene Konformitätserklärung (Declaration of Conformity, DoC) und CE-Kennzeichnung verfügen.
Welche Anforderungen definieren die relevanten Richtlinien? Die RED umfasst Bewertungen der Funkleistung, der EMV-Leistung und der Produktsicherheit (einschließlich HF-Belastung) für alle Geräte, die eine Funkfunktion, einen Sender oder Empfänger enthalten.
Modulhersteller müssen ihre Geräte auf all die genannten Punkte testen und anschließend eine Konformitätserklärung erstellen und eine CE-Kennzeichnung anbringen. Die CE-Kennzeichnung des Funkmoduls ist eine Erklärung des Herstellers, dass das Funkmodul mit der RED-Richtlinie übereinstimmt. Die Installationsanleitung und die DoC des Funkmoduls beschreiben, unter welchen Voraussetzungen dies gilt. Zusätzlich benötigen bestimmte Geräte eine EU-Baumusterprüfbescheinigung einer Benannten Stelle der EU, bevor sie in Verkehr gebracht werden. Die EU-Baumusterprüfbescheinigung ist in diesen Fällen eine Voraussetzung zur Erstellung einer gültigen Konformitätserklärung; es handelt sich bei der Bescheinigung nicht um eine Zertifizierung oder Produktzulassung.
Um ein Funkprodukt in Verkehr bringen zu können, reicht es nicht aus, dass das verbaute Funkmodul über eine DoC und CE-Kennzeichnung verfügt. Auch das Gesamtprodukt selbst unterliegt als Senderprodukt den RED-Sicherheitsanforderungen. Der Hersteller des Endprodukts trägt allein die Verantwortung für die Erstellung einer Konformitätserklärung und die Anbringung einer CE-Kennzeichnung am finalen Produkt.
Anforderungen für Funkmodule in den USA und Kanada
Die Schritte zum Marktzugang von Funkmodulen in Nordamerika weichen von denen in der EU ab. Hier wachen die Behörden FCC (Federal Communications Commission) in den USA und ISED (Innovation, Science and Economic Development Canada) in Kanada über die Einhaltung der Anforderungen. Die Produkte erhalten im Verlauf des Prozesses eine FCC-ID oder ISED-Zertifizierungsnummer und müssen unter Angabe diverser technischer Spezifikationen behördlich registriert werden. Eine Besonderheit, die den Prozess in Nordamerika von dem in der EU unterscheidet, ist die sogenannte modulare Zulassung speziell für Funkmodule. Bei diesem Verfahren sind Hersteller von Funkmodulen nicht zur Zertifizierung des Moduls für die Verwendung als eigenständiges Funkgerät verpflichtet, sondern nur das finale Gerät, in dem das Modul verbaut ist, benötigt die Zertifizierung. Je nach Verwendungszweck sind aber dennoch bestimmte Prüfungen notwendig. Nach Abschluss des Prozesses kennzeichnet der Hersteller das Modul dann mit dem Vermerk "modulare Zulassung".
Um eine modulare Zulassung zu erhalten, muss das Funkmodul im Inneren eine Abschirmung über dem Senderteil besitzen, um Kopplungen zwischen dem Modul und dem Host zu reduzieren. Des Weiteren wird eine Spannungsregelung benötigt, um das Senderteil unabhängig von dem Host versorgen zu können. Bei Nichterfüllung der oben genannten Punkte besteht die Möglichkeit, eine „begrenzte modulare Zertifizierung“ zu erhalten. Dabei muss dann das Modul mit dem Host zusammen getestet und geprüft werden. Noch wichtiger als der Prüfbericht eines Funkmoduls ist seine Installationsanleitung, vor allem in Hinblick auf die Antenne. Denn die Tests für die FCC- und ISED-Zulassungen basieren auf den Emissionen des Senders wie EMV-Störaussendungen oder Risiken der HF-Exposition.
Verwendet ein Hersteller ein solches modular zertifiziertes Funkmodul für ein Gerät, muss er das Modul nun nicht erneut auf seine Konformität prüfen lassen, weil dies der Funkmodulhersteller bereits getan hat. Allerdings benötigt das Gerät bzw. Produkt, in das das Modul verbaut ist, eventuell noch eine eigene Zulassung. Der Hersteller des finalen Funkprodukts trägt die Verantwortung, dass das Produkt die ggf. erforderlichen FCC- und ISED-Sendertests besteht. Diese können unter anderem eine EIRP-Messung und eine Überprüfung der Störaussendungen beinhalten. In Nordamerika gelten die Sendeleistung, die EMV-Emissionen und die HF-Belastung als relevante Faktoren zur Einhaltung der Sicherheitsanforderungen.
Baut ein Hersteller ein Funkmodul in sein Gerät ein, und ist das Etikett dieses Moduls für den Anwender nicht mehr sichtbar, muss der Hersteller das Endprodukt außen kennzeichnen. Dies geschieht über einen Vermerk "Enthält FCC ID: XXXXX" oder "Enthält IC: YYYY-YYY" auf dem Geräte-Etikett. Dabei steht XXXXX für die FCC-ID und YYYY-YYY für die ISED-Zertifizierungsnummer des Funkmoduls. Die FCC-ID und die ISED-Zertifizierungsnummer des Moduls garantieren dabei nicht automatisch, dass das endgültige Funkprodukt die technischen Prüfaspekte der FCC- oder der ISED-Vorgaben erfüllt. Dies muss ggf. in separaten Prüfungen des Endprodukts sichergestellt werden.
Quelle: Derby, Michael, ACB Europe Ltd.: „Radio Enabled Products using Radio Modules“